Neujahrsbräuche

Geht es am 31.12. darum, sich auf eine gebührende Partynacht einzustimmen, zeigen viele Radio- und Fernsehsender Bilder aus anderen Zeitzonen, wo schon vorher die Sektkorken knallen. Der 31.12. ist für Hunderte Millionen Menschen ein ganz normaler Tag im Kalender. Denn in vielen Ländern, wird das Neujahr zu einer anderen Zeit begrüßt. Und ebenso wie die Daten, unterschieden sich auch die Neujahrbräuche in den einzelnen Ländern.

Deutschland – Nicht ohne Bleigießen

Denkt man an einen typischen deutschen Neujahrsbrauch, fällt einem das Bleigießen ein. In Einstimmung auf den Jahreswechsel, sitzen viele Menschen am Tisch, um den traditionellen Brauch des Bleigießens zu praktizieren. Dabei handelt es sich um einen sehr einfachen Brauch, welcher jedoch sehr viel Freude mit sich bringt. In vielen Geschäften werden Sets für das Bleigießen angeboten. Diese enthalten in der Regel einen Löffel und mehrere Figuren aus Blei. Das sind meistens glückbringende Symbole, welche zum Beispiel die Form eines Kleeblattes oder eines Hufeisens haben. Die Bleifigur wird auf den Löffel gelegt und dieser wird über eine Kerze gehalten, bis das Blei geschmolzen ist. Anschließend wird das flüssige Blei in eine Schüssel mit kaltem Wasser gegossen. Die ausgehärteten Bleiklumpen werden dann aus der Schüssel genommen und vor eine Lampe gehalten, welche vorzugsweise vor einer Wand positioniert ist. Der dabei entstehende Schatten wird nun gedeutet. Eine Erklärung für die daraus resultierenden Symbole, ist meistens auf der Rückseite der Verpackung angegeben. Sicher braucht man für dieses Spiel viel Fantasie. Trotzdem oder gerade deswegen findet dieser Brauch in vielen Familien Anklang.

England – Ein Schauspiel für Touristen

Ein typisch englischer Neujahrsbrauch fokussiert sich auf das Zentrum. Jedes Jahr wird am London-Eye ein gigantisches und sehr beliebtes Feuerwerk veranstaltet, welches live im TV übertragen wird. Dieses Feuerwerk lockt tausende Briten, welche gemeinsam auf der Straße das neue Jahr begrüßen. Zu diesem Brauch gehört auch das gemeinschaftliche Singen. Dazu wird ein altes Volkslied gesungen, welches schon seit Ewigkeiten diesen Brauch definiert. Kaum jemand beherrscht den Text des “Auld Lang Syne” und dennoch stimmt jeder mit ein. Auch Touristen werden dazu angehalten, das Lied mitzusingen. Es ist deshalb empfehlenswert, sich als Tourist schon vor der London-Reise mit dem Text vertraut zu machen. Das dabei entstehende Gemeinschaftsgefühl ist herzerwärmend und bleibt unvergesslich. Bis auf dieses Feuerwerk lassen es die Briten an Silvester eher ruhig angehen. Abseits vom London-Eye werden so gut wie keine Feuerwerkskörper gezündet. Wer in der Silvester-Nacht mit der U-Bahn unterwegs ist, freut sich darüber dass diese länger als sonst unterwegs ist und dass man kein Ticket benötigt. Dennoch gibt es in London eine Sperrstunde, womit auch dem Feiern in einem der unzähligen Pubs eine Ende bereitet wird. Deshalb veranstalten viele Briten eine Silvester-Party in der eigenen Wohnung und laden zahlreiche Freunde, Bekannte und Verwandte ein. Zur Tradition des Jahreswechsels gehört aber auch, dass man sich gegenseitig mit Geschenken beschert. Meistens handelt es sich dabei um dreieckige Törtchen, welche mit einer Füllung aus Hackfleisch gebacken werden. Ein weiterer Brauch beschreibt das gemeinsame Teetrinken am Neujahrstag, welches bei Freunden, Angehörigen oder Nachbarn stattfindet.

Japan – Eine Grußkartenflut am Neujahrstag

Silvester gilt in Japan als das wichtigste Fest des Jahres und wird dementsprechend umfangreich gefeiert. Bereits im Dezember werden die ersten Neujahrsbräuche praktiziert. Zum Beispiel mit der Versammlung “Vergiss das Jahr”, zu der man das alte Jahr Revue passieren lässt. Dazu veranstalten zahlreiche Arbeitgeber ein Trinkgelage unter den Kollegen, wo die Japaner sich emotional vom vergangenen Jahr verabschieden. Hier hat man auch die Gelegenheit, mal etwas Dampf abzulassen, wenn man alkoholisiert seinem Chef die Meinung sagen kann. Eine derartige Veranstaltung findet dann auch gleich nochmal im neuen Jahr statt, wo die Japaner unter denselben Bedingungen das neue Jahr auf sich zukommen lassen. So wie bei uns auch, werden in Japan Neujahrskarten geschrieben. Diese werden an all die Menschen versendet, mit denen man im vergangenen Jahr privat oder geschäftlich Kontakt hatte. In diese Karten werden Danksagungen und Wünsche für das kommende Jahr geschrieben. Die Karten sind in Japan so wichtig, dass die Post Tausende Hilfskräfte einstellen muss, um der Kartenflut gewachsen zu sein. Dafür werden sogar spezielle Postkästen aufgestellt. Werden die Karten bis zum 25.Dezember eingereicht, wird eine Zustellung zum Neujahrstag garantiert. Ein weiterer Brauch bezieht sich auf das Beschenken. Denn es werden nicht nur Karten verschickt, auch unzählige Präsentkörbe wechseln zum Neujahr ihre Besitzer. Bei der Auswahl des Inhaltes darf man ruhig pragmatisch vorgehen. Vom Waschpulver über das Öl, bis hin zum Schinken und Kosmetika darf alles in den Korb rein.

Italien – Mit roter Unterwäsche zum Glück im neuen Jahr

In Italien geht es dagegen schon etwas skurriler zu. Hier halten viele Italiener an dem Brauch der roten Unterwäsche fest. Die Bedeutung ist simpel: Wer an Silvester unter seiner Kleidung knallrot trägt, erntet im neuen Jahr jede Menge Gesundheit, Glück und Liebe. Dieser Brauch wird bereits seit Jahrhunderten praktiziert und ist inzwischen auch bei den Männern angekommen, welche ebenfalls rote Unterwäsche tragen. Wenn man diesem Brauch Glauben schenkt, muss man die Unterwäsche von jemandem geschenkt bekommen, darf diese nur an Silvester tragen und muss diese am Neujahrstag wegwerfen, damit einem das Glück hold bleibt. Und auch in puncto Essen sind die Italiener etwas üppiger unterwegs. Es ist Tradition, dass man sich bei den Freunden, der Familie, bei Bekannten oder in einem Restaurant trifft, um an einem reichlich gedeckten Tisch Platz zu nehmen. Und auch wenn es regionale Unterschiede gibt, so werden grundsätzlich sehr viel Fisch, Fleisch und Meeresfrüchte gereicht. Dabei fließt der Wein natürlich in Strömen. Um Mitternacht kommen dann Linsen dazu, welche einen Geldsegen bescheren sollen. Dieser wird auf die Form der Linsen zurückgeführt. Meistens gibt es dazu Zampone, den gefüllten Schweinefuß.

Frankreich – Der Mistelzweig darf nicht fehlen

Weniger traditionsbewusst geht es dagegen in Frankreich zu. Die Woche vom 24. Dezember bis zum 1. Januar wird das Semaine joyeuse (die fröhliche Woche) bezeichnet. Die Silvesternacht stellt den Abschluss dieser Woche dar und animiert zahlreiche Franzosen, edle Speisen aufzutischen. Darunter Gänseleber, Hummer, Austen und natürlich sehr viel Champagner. Das sogenannte Saint-Sylvestre hat keinen religiösen Bezug und ist auch kein reines Familienfest. In vielen Häusern wird eine Mistel aufgehängt, unter der um Mitternacht die Glückwünsche für das kommende Jahr ausgetauscht werden. Ebenso wie in England wird die Pyrotechnik kaum selbst gezündet. Feuerwerke werden stattdessen von Gemeinden organisiert.

China – Die Glocke zum Jahreswechsel

Ähnlich wie bei uns werden in China die Häuser geschmückt. Am Silvestertag werden die Türen mit roten Laternen, Türgöttern und Reimen behängt. Die rote Farbe hat Tradition in der Neujahrsdekoration, da diese mit Glück und Freude verbunden wird. Im Norden von China werden Papierschnittmuster an die Fenster geklebt, während die Fenster im Süden mit Pflanzen dekoriert werden. Das Symbol für die Begrüßung des neuen Jahres, ist der Gong-Schlag. Dafür werden riesige Glocken auf großen Plätzen aufgestellt, wo sich die Chinesen versammeln, um gemeinsam auf den ersten Gongschlag zu warten. Die Chinesen glauben daran, dass der Gongschlag das Pech vertreibt.

Spanien: Der Weintrauben-Countdown

In Spanien wird das neue Jahr mit 12 Weintrauben begrüßt. Um Mitternacht sind 12 Glockenschläge zu hören, welche den Takt für das Neujahr ankündigen. Mit jedem Gongschlag muss eine Weintraube gegessen werden. Wer es schafft, rechtzeitig alle Weintrauben zu essen, hat im neuen Jahr sehr viel Glück. So die Tradition in Spanien. Und auch wenn man nicht an einen Brauch wie diesen glaubt, so ist dieser ein absolutes Muss für Touristen. Wer einmal beim Weintrauben-Essen in Spanien dabei war, wird feststellen, wie lustig dieser Brauch ist. Das Verzehren der Glücksweintrauben stellt den Höhepunkt der Silvesternacht dar. Vorher versammeln sich die feierwütigen Spanier gemeinsam bei Freunden, Bekannten oder Verwandten, um ein reichhaltiges Silvester-Mahl zu verzehren.

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